09. Februar 2022, Benjamin Herman
„Ich habe mich charakterlich weiterentwickelt, da man sich ständig neuen Herausforderungen stellen und diese überwinden musste.“ Dieses Fazit zieht Herr Herman nach seinem Auslandssemester an der HEG in Genf.
Grüezi! Bonjour! Buongiorno! und Bun di! - Das bedeutet so viel wie „Guten Tag“ in den vier Landessprachen der Schweiz. Diese sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.
Das am südwestlichen Zipfel der Schweiz liegende Genf ist ein weltweites Diplomatie- und Bankenzentrum. Die Amtssprache Genfs ist Französisch. Mit einer Einwohnerzahl von über 200.000 ist Genf nach Zürich die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Schweiz ist einer der engsten Nachbarn Deutschlands, uns verbindet hierbei nicht nur zu einem Großteil die Sprache, sondern auch die Verwandtschaft der Kultur. Obwohl sich diese Kulturen stark ähneln, gibt es doch entscheidende Unterschiede und genau das machte für mich den Reiz aus, dort mein Auslandsemester zu verbringen. Im folgenden Bericht schildere ich meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen meines Auslandssemesters an der HEG Genf.
Erwartungen und meine Erfahrungen der ersten Tage:
In den ersten Tagen in Genf ging es darum, mich einzuleben und erst mal richtig anzukommen, hierbei musste ich mein WG-Zimmer beziehen und fehlende Dinge einkaufen. Rückblickend betrachtet, war es sehr optimistisch von mir zu denken, dass ein Tag als Anreise ausreichen würde. Ich hatte leider kaum Zeit an diesem einen Tag einzuziehen und noch alle organisatorischen Dinge zu klären. Doch die HEG Genf erleichterte mir durch sehr viele Events (Welcome-Day, Stadtführung,…) den Einstieg und man konnte sich direkt mit den anderen internationalen Studierenden austauschen. Im weiteren Verlauf des Semesters vermehrte sich allerdings auch der Kontakt mit den lokalen Studierenden. Alles in allem war es ein warmer und herzlicher Empfang der Gasthochschule mit exzellenten Vernetzungsmöglichkeiten. Die ersten Tage vergingen durch die vielen Eindrücke und Events wie im Flug und so beschloss ich, die etwas lockereren ersten Tage des Semesters zum Erkunden der neuen Lebensumgebung zu nutzen. Diese Erkundungstour beinhaltete eine Tour durch die historische Altstadt und eine Bootsfahrt auf dem Genfer See.
Die Hochschule:
An der HEG Genf habe ich die verschiedensten Kurse belegt, um nur ein paar zu nennen: Supply Chain Management, Manufacturing Operations, International Trade, Advanced Business Law und Digital Management. Trotz Corona fanden alle Kurse in Präsenz statt, natürlich unter ausreichenden Hygienebestimmungen und Maskenpflicht. Von morgens bis zum frühen Abend hatte ich meistens Vorlesungen und danach traf ich mich entweder mit anderen Studierenden oder lernte in meiner Unterkunft.
Der Vorlesungs- und Prüfungsstil an der HEG Genf unterschied sich deutlich von der DHBW Karlsruhe. Die Vorlesungen wurden in abwechslungsreiche Blöcke unterteilt. Vorlesungsmittel waren beispielsweise Case-Studies, interaktive Software und Debatten. Auch der Prüfungsstil unterschied sich stark von dem der DHBW Karlsruhe. Während an der DHBW hauptsächlich auf eine schriftliche Prüfung am Ende des Semesters gesetzt wird, verwendet die HEG Genf Prüfungsmethoden wie Präsentationen, mündliche Prüfungen oder auch schriftlicher Ausarbeitungen. Ein weiterer Unterschied sind die sogenannten Midterm-Prüfungen, welche in einigen Fächern nach der Hälfte des Semesters geschrieben werden. Insgesamt verfügt die HEG Genf über mehr als 1000 Studierende.
Die Orientierung der HEG Genf ist wirtschaftlich, weswegen die Hochschule nur wirtschaftlich/ökonomisch ausgerichtete Studiengänge anbietet. Die Studierenden können sich hierbei entweder für einen der drei französischsprachigen oder für einen englischsprachigen Studiengang entscheiden. Ich entschied mich für den englischsprachigen Studiengang namens International Business Management.
Ein weiteres Highlight waren die monatlich organisierten Events bestehend aus Ausflügen in andere nahe liegende Städte wie Lausanne, Neuchâtel oder Bern, Besichtigungen bei Weingütern, Käsereien, Museen und Sehenswürdigkeiten oder auch Gemeinschaftsabende in Restaurants, Bars und am Genfer See.
Die Schweiz:
Man hört immer wieder, dass die Schweiz sehr teuer sei und tatsächlich sind die Kosten für Entertainment und Freizeit dort deutlich höher. Als Beispiel möchte ich hierbei den Preis einer normalen Standardpizza mit Salami anführen. Eine solche Pizza liegt in Deutschland bei 8-15 € und in der Schweiz problemfrei bei 20-30 €. Jedoch gibt es für die höheren Preise auch einige Ausnahmen, wie beispielsweise den ÖPNV dieser ist im Vergleich zu Deutschland deutlich günstiger. Genf ist sehr fahrradfreundlich und autofeindlich. Dies schlägt sich besonders in den enormen Parkkosten nieder. Deshalb prägen mehr und mehr Fahrräder, E-Bikes, Roller und Motorräder das Stadtbild.
Die Lage Genfs ist besonders interessant. Genf liegt nur etwa eine Stunde entfernt vom höchsten Berg Europas, dem Montblanc. Zudem ist Genf nahezu vollständig umgeben von zwei Gebirgen, den Alpen und dem Jura. Nicht zu vergessen ist die herrliche Lage direkt am Genfer See.
Fazit:
Man muss meiner Meinung nach nicht an das Ende der Welt reisen, um neue Erfahrungen zu machen und seinen Horizont zu erweitern, manchmal reicht auch ein einfacher Grenzübertritt. Das Auslandssemester war eine wunderbare Erfahrung, ich habe viel Neues entdeckt und verschiedene Kulturen kennen lernen können. Für mich persönlich war es auch eine charakterliche Weiterentwicklung, da man sich ständig neuen Herausforderungen stellen und diese überwinden musste. Das Auslandssemester war konstant fordernd und in einigen Teilen sehr stressig, besonders in der Prüfungsphase Ende Dezember 2021 und über den Januar 2022. Ich kann jedem nur dringend empfehlen, eine solche Auslandserfahrung selbst zu machen, denn die daraus resultierenden Erlebnisse und der persönliche Mehrwert sind wirklich gigantisch.
In diesem Rahmen möchte ich mich auch bei Rutronik bedanken, dass ich eine solche Auslandsreise während meines Studiums antreten durfte und somit diese einmaligen Eindrücke sammeln konnte.